Lange sichtbar…

  • Foto: Bernadette Edtmaier

Sofort nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 an NS-Deutschland wurde mit dem Autobahnbau in Salzburg begonnen. Um dem Regime zu huldigen, wurden an zahlreichen Stellen entlang der Autobahn Reichsadler angebracht – zum Beispiel hier, an der Autobahnbrücke Salzburg Nord. Im Jahr 2008 wurde der Adler entfernt.

Spricht man mit verschiedenen Personen über die NS-Zeit, bekommt man oft diese Antwort: „Hitler hat die Autobahnen gebaut und damit die Arbeitslosigkeit beseitigt.“ Doch stimmt das? In Österreich wurden nur 16,8 km Autobahn fertiggestellt. Nicht mehr. Da die Arbeit körperlich sehr anstrengend und schlecht bezahlt war, mangelte es bald an Arbeitskräften. Bis zum kriegsbedingten Baustopp 1942 mussten daher Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen den Autobahnbau vorantreiben. Die Nationalsozialisten verfolgten mit dem Autobahnbau u.a. das Ziel, Arbeitsbeschaffung zu propagieren sowie technische Überlegenheit und Mobilität zu demonstrieren, was wiederum das Herrschaftssystem stabilisierte.

Dieses Video wurde aus einem Zug mit einer Digitalkamera bei der Einfahrt nach Salzburg aufgenommen. Video: Bernadette Edtmaier

Mit dem Autobahnbau zielten die Nationalsozialisten auch darauf ab, ein Monument für die Nachwelt zu errichten. Eine wichtige Rolle spielten dabei auch Denkmäler entlang der Autobahnen, die den Nationalsozialismus verherrlichen sollten. So wurden einige große Denkmäler geplant und viele kleinere auch verwirklicht. Im Video, welches 2007 während einer Zugfahrt aufgenommen wurde, ist ein solches zu sehen – ein Reichsadler, der ursprünglich auch ein Hakenkreuz in seinen Fängen trug. Dieses wurde bereits 1945 durch amerikanische Alliierte herausgestemmt. Der Rest blieb bis 2008 unkommentiert und vom Zug aus gut sichtbar bestehen, ehe ihn die ASFINAG auf eine Anfrage hin entfernte.

Weiterführende Links:

Albert Speer berichtete in seinen „Erinnerungen“: „Hitler liebte zu erklären, dass er baue, um seine Zeit und ihren Geist der Nachwelt zu Überliefern, denn letztlich würden an die großen Epochen der Geschichte doch nur deren Monumente erinnern.“ Dieses Ansinnen stellt uns heute vor eine schwierige Frage: Wie soll eine Nachkriegsgesellschaft der TäterInnen mit Bauwerken und Skulpturen umgehen, die die nationalsozialistische Ideologie verkörperten und glorifizierten? Soll man sie kommentiert bestehen lassen, ins Museum transferieren oder gar zerstören?

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